Stolz ein „Katzenkopf“ zu sein Metall-Innung spricht 26 junge Gesellen frei

Stolz ein „Katzenkopf“ zu sein Metall-Innung spricht 26 junge Gesellen frei

Simon Nadler und Armin Pfeffer Prüfungsbeste 

Das vielleicht älteste Handwerk beging am Freitag Abend den 07.03.2025 seinen Festtag: Konnte die Metall-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land doch am Freitag Abend im Festsaal in Siegsdorf 26 junge Gesellen freisprechen. Die jungen Handwerker wurden nach einer Jahrhunderte alten Tradition aus den Pflichten ihres Lehrverhältnisses entlassen. Als junge Gesellen haben sie trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten beruflich gute Perspektiven – sind Handwerker quer durch die verschiedenen Fachrichtungen gefragt und gesucht. 

Obermeister Wolfgang Petry sagte in seiner Begrüßungsrede: „Ich bin wahnsinnig stolz auf euch!“. Er bedankte sich bei den jungen Gesellen für ihr Engagement, nahm in den Dank aber auch die jeweiligen Familien mit hinein: „Ein Kind kann nur so gut wachsen wie der Nährboden ist.“ Und dass dieser gut sei, sehe man an den erfolgreichen, jungen Gesellen. Er freue sich, dass man den beruflichen Erfolg mit der Freisprechung, dem „Jahrhunderte alten Relikt“, gebührend feiern könne. Er blickte zurück in für die Gesellen harte Arbeitstage. Die Rückschau zeige jedem Einzelnen, dass er mit seinen eigenen Hände etwas kreatives schaffen könne. „Ich wünsche euch das Gefühl von Stolz, genießt es und lernt weiter dazu.“ Die nun abgeschlossene Lehre, der Gesellenbrief der Metallbauer, sei auf der ganzen Welt anerkannt. 

Für die beiden Berufsschulen in Traunstein und Traunreut sagte Studiendirektor Franz Deser von der BS I in seinem Grußwort er freue sich, dass heute alle anwesenden Junggesellen geehrt würden – unabhängig wie gut der persönliche, individuelle Erfolg auch sei. Das sei für die jungen Handwerker heute wie ein „Erntedankfest“. Jeder sei im Rahmen seiner Möglichkeiten erfolgreich gewesen. Nun sei es für alle wichtig, einem eventuellen „Standgas“ etwas mehr Schub zu verleihen. Der Erfolg habe auch etwas damit zu tun, dass alle Beteiligten an einem Strang gezogen hätten. „Lasst euch begeistern vom Metall-Handwerk. Ihr könnt etwas, habt’s a Schneid!“. 

Prüfungsvorsitzender und stellvertretender Innungs-Obermeister Fritz Graßl – der im Nachgang seiner Ausführungen von Obermeister Petry für sein hohes ehrenamtliches Engagement für die Innung und die Gesellenprüfung geehrt wurde - betonte in seiner Rede die gute Zusammenarbeit im Prüfungsausschuss. Auch für das Miteinander zwischen Innung, dem Bildungszentrum der Handwerkskammer und den Berufsschulen in Traunstein und Traunreut hatte er nur lobende Worte. Die administrativen Aufgaben für die Innung  wurden wie in der Vergangenheit gut von der Kreishandwerkerschaft erledigt. Den Prüflingen bescheinigte er eine „Mitarbeit mit großem Elan.“ 

Zur Winter-Abschlussprüfung zum Fachpraktiker für Metallbau, Fachrichtung Konstruktionstechnik sind zwei Teilnehmer angetreten, die beide bestanden haben. Insgesamt wurde ein Schnitt von 70,5 Prozent erreicht. Zur Sommer-Gesellenprüfung sind acht Teilnehmer angetreten, sieben haben bestanden. Zur Wintergesellenprüfung sind 19 Teilnehmer angetreten, zwei Teilnehmer mussten in die mündliche Ergänzungsprüfung. Zwei Teilnehmer haben nicht bestanden. Die Leistungen aus Praxis und Theorie ergaben einen Schnitt von 74 Prozent. 
 
Prüfungsbester aus der Sommerprüfung des vergangenen Jahres ist Armin Pfeffer vom Ausbildungsbetrieb Stöckl Maschinenbau in Fridolfing. In der diesjährigen Winterprüfung ist Simon Nadler vom Ausbildungsbetrieb Schlosserei und Metallbau Andreas Brand in Trostberg. Beide wurden mit Fachpreisen ausgezeichnet. Aber auch jeder andere Geselle konnte sich freuen, dass er mit dem Gesellenbrief einen soliden Grundstock für ein erfolgreiches Berufsleben in die Hände bekam. 

In den Prüfungen mussten im praktischen Teil unter anderem eine Klemmvorrichtung angefertigt werden. Auch wurde eine Schwenkbiegemaschine angefertigt, bei der Techniken wie beispielsweise Schweißen, Bohren und Feilen gefordert waren. Im theoretischen Teil ging es unter anderem um Planung, den Bau und die Montage einer Fluchtleiteranlage. 

Katzenkopf-Logo mit historischer Bedeutung

Stolz präsentierte Graßl das neue Logo der Innung, das aus Elementen der alten Zunftzeichen der Schlosser-Schmiede-Maschinenbauer Innung und dem Katzenkopf besteht, dem Spitznamen der Wandergesellen der aus der Form alter Truhenschlösser entstand. Graßl führte die jungen Gesellen in die Vergangenheit des Metallhandwerks und schilderte die Begegnung zwischen Wandergeselle und Meister: Wenn sich ein Wandergeselle beim Meister vorstellte, fragte der Meister: „Katzenkopf“ und der Geselle antworte „Stück davon“, was bedeutete, dass er ein Geselle sei, aber noch nicht alles wisse und weitere Erfahrungen sammeln wolle. „Sie haben in dem wohl ältesten Handwerk der Geschichte ihre Prüfung bestanden. Die anderen Gewerke konnten erst entstehen, als der Schmied anfing Werkzeuge für andere herzustellen. Seien sie alle also stolz darauf ein ‚Katzenkopf‘ zu sein, und bleiben sie wissbegierig!“. 

Simon Nadler beleuchtete die zurückliegende Lehrzeit als Vertreter der Junggesellen aus deren Sicht. „Es waren nicht immer einfache Zeiten“ sagte er in seiner Dankesrede an Lehrer und Auszubildende. „Metallbau ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenschaft!“. Erlerntes würden sie nun auch in ihrem weiteren Leben einsetzen können – ganz gleich ob es sich um Fachliches oder Soziales handle.

Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter nahm im Nachgang die offizielle Freisprechung vor und lobte in seiner Rede das Durchhaltevermögen und den gezeigten Fleiß der Ex-Lehrlinge. Diese verdienten große Anerkennung. Er blickte zurück in das Mittelalter und sagte, dass in früheren Zeiten die Freisprechung eine recht raue Angelegenheit gewesen sei. Insofern sei das Wort „freisprechen“ seinerzeit wörtlich zu nehmen gewesen: Frei von der Zucht und dem Wanderverbot. Und auch das Eheverbot sei mit der Freisprechung zu Ende gegangen. Mit einer kurzen Formel sprach er anschließend die jungen Handwerker von den Pflichten des Lehrverhältnisses frei und hob sie unter dem lang anhaltenden Applaus der Anwesenden in den Gesellenstand. Anschließend wurden den Gesellen die begehrten Gesellenbriefe überreicht. 

Und weil Freisprechungen auch etwas mit Feiern und Gemütlichkeit zu tun haben, sorgte das musikalische Rahmenprogramm mit der Schnupfer-Musi aus Truchtlaching für den richtigen Ton. 

awi

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