Erfolgreich in einem der ältesten Handwerksberufe
35 Gesellen im heimischen Metall-Handwerk freigesprochen – Prüfungsbester ist Jonas Siglreitmaier
Das heimische Metall-Handwerk freut sich über Fachkräfte, die seit Freitag Abend nach erfolgreich abgelegter Gesellenprüfung keine Lehrlinge mehr sind, sondern Junggesellen. Traditionell findet der berufliche Schritt im Handwerk in Form einer Freisprechung statt, für die die Metall-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land in der Berufsschule in Traunreut verantwortlich zeichnete. 35 junge Fachkräfte dürfen sich ab sofort Geselle nennen.
Obermeister Wolfgang Petry sagte die große Präsenz der Anwesenden zeige das Interesse an dem Beruf an dem Handwerk und natürlich an den Gesellen selbst. „Einen großen Applaus an die Mamas und Papas, die die jungen Leute jeden Morgen in die Arbeit geschickt haben“ fügte er in seiner lockeren Rede hinzu. Der „nette Haufen“ habe unglaubliches geschafft, sagte der Metallbaumeister, der den Schritt vor 25 Jahren selbst gegangen sei. „Mit einer deutschen Lehre im Metallhandwerk seid ihr weltweit gerne gesehen.“ Man könne mit dem Beruf etwas anfangen, er werde weltweit gebraucht. „Aber vergesst nicht: Das Lernen fängt jetzt erst richtig an!“ sagte er unter lang anhaltendem Applaus.
Corina Sperr-Baumgärtner, Schulleiterin der Berufsschule Traunreut, stellte den Anwesenden die Schule kurz vor und stellte ihre Bedeutung für den südostbayerischen Raum, und zusätzlich für die Region Landshut und Pfarrkirchen heraus. „Wir haben ein vielfältiges Angebot in der Jugendsiedlung.“ Den jungen Menschen sei ein wichtiger Schritt in das Berufsleben und die Gesellschaft gelungen wozu sie ihnen herzlich gratulierte.
Der Ausschussvorsitzende des Prüfungsausschuss, Fritz Graßl gab einen Einblick in die Aufgaben, die die Gesellen im Rahmen ihrer Prüfung zu lösen hatten und bedankte sich gleichzeitig bei allen Beteiligten, die zum Gelingen der erfolgreichen Prüfung beigetragen hätten. Namentlich nannte er hierbei den Prüfungsausschuss, das Bildungszentrum der Handwerkskammer, die Berufsschulen in Traunstein und Traunreut sowie die Kreishandwerkerschaft für die Erledigung der administrativen Aufgaben.
„Die Teilnehmer haben bei der Prüfung mit großem Elan mitgearbeitet“ lobte er die jungen Gesellen, die beispielsweise solch anspruchsvolle Aufgaben wie das Fertigen eines Modells einer Schiebetüre erledigen mussten. Schweißen, Bohren und Feilen waren angesagt. Planung, Bau und Montage einer Fluchttreppe waren im theoretischen Teil gefragt.
Stolz ein „Katzenkopf“ zu sein
Die Junggesellen konnten sich neben dem Erfolg noch über ein Poloshirt freuen, das das neue Innungslogo zeigt, das aus den Elementen der alten Zunftzeichen der Schlosser-Schmiede-Maschinenbauer Innung und dem Katzenkopf, dem Spitznamen der Wandergesellen besteht, der aus der Form der alten Truhenschlösser wiederspiegelt. Graßl erklärte den Zusammenhang: Wenn sich ein Wandergeselle beim Meister vorstellte, sagte der Meister „Katzenkopf“ und der Geselle antworte „Stück davon“, was bedeutete er ist ein Geselle, aber er wisse noch nicht alles und wolle weitere Erfahrungen sammeln. „Sie haben in dem wohl ältesten Handwerk der Geschichte Ihre Prüfung bestanden. Die anderen Gewerke konnten erst entstehen, als der Schmied anfing Werkzeuge für andere herzustellen“ stellte er die Bedeutung des Metall-Handwerks heraus. Sie sollten stolz sein, ein „Katzenkopf“ zu sein, und wissbegierig in ihrem Beruf sein.
Ohne Handwerker geht nichts
Jonas Siglreitmaier, sagte als Vertreter der Junggesellen, er habe in seinem Lehrbetrieb „gleich richtig anpacken dürfen.“ Es sei für ihn von Anfang an mehr als ein Arbeitsplatz gewesen, vielmehr habe er sich wie in einer großen Familie gefühlt. Er bedankte sich bei den Ausbildern im Bildungszentrum und der Berufsschule, die ihnen „viel für die Arbeit aber auch für das Leben“ beigebracht hätten. Von der Gesellschaft und Politik wünsche er sich die Anerkennung, die das Handwerk verdient habe. „Ohne uns Handwerker geht nichts!“.
Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter würdigte in seinem Grußwort das Können und den Fleiß der jungen Handwerker, die daneben Durchhaltevermögen bewiesen hätten. Er betonte die historische Bedeutung der Freisprechungen im Handwerk, die sich über die Jahrhunderte dennoch deutlich verändert habe – vor allem was die körperliche Zucht angehe, die in früheren Jahrhunderten in den Lehrverhältnissen fest verankert war. Auch die Wanderschaft und das Eheverbot waren fester Bestandteil der Lehrverträge und verlangten den Lehrlingen oft viel ab. Dem gegenüber hätten es die jungen Handwerker heute viel leichter. Er schloss sich den guten Wünschen der Vorredner an und sprach gemäß der Jahrhunderte alten Tradition die jungen Gesellen von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses unter lang anhaltendem Applaus der Anwesenden frei. Im Nachgang erhielten die Junggesellen die begehrten Gesellenbriefe.
In der Sommerprüfung 2023 waren acht Prüflinge (alle männlich) angetreten. Sieben haben die Prüfung erfolgreich abgelegt. Der Notendurchschnitt aus Theorie und Praxis lag bei 2,8 (befriedigend). Zwei Teilnehmer (alle männlich) legten in diesem Jahr die Prüfung für den „Fachpraktiker für Metallbau“ erfolgreich ab. 3,5 (ausreichend) war der Notendurchschnitt. Im Bereich Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik verstärken insgesamt 26 Gesellen die heimischen Betriebe, 27 – darunter eine weibliche Teilnehmerin – waren angetreten. Der Notendurchschnitt war mit 2,9 befriedigend. Prüfungsbester ist Jonas Siglreitmaier vom Ausbildungsbetrieb Gruber Metallbau und Industrieservice GmbH in Traunstein. Er schaffte mit der Gesamtnote 1,3 einen sehr guten Abschluss.
Die Schnupfermusi aus Truchtlaching sorgten bei der Festveranstaltung mit ihren musikalischen Einlagen für gute Stimmung.
awi